
Beeinflussungsapparate
Kulturen des Medienwahn 1800 bis heute
Ein Beunruhigungsbewusstsein durchzieht die gegenwärtige Mediengesellschaft. Kritisiert werden Medienabhängigkeit, massenpsychologische Beeinflussung und Verschwörungstheorien. Das vorliegende Buch beschreibt die Vorgeschichte zu dieser Krise und vertritt die These, dass es keine Medienkultur ohne Wahn gibt. Das Material aus Psychiatrie, Technikgeschichte, Literatur, Alltagskultur und Medientheorien verdeutlicht ein Wirklichkeitsdilemma: Medien vermitteln Realitäten und verbergen sie zugleich, was unweigerlich zu Deutungen, Spekulationen, Projektionen und verrückten Fiktionen führt.
Entlang der medientechnologischen Entwicklungen und historisch geprägter Wahnformen führt das Buch zu der beunruhigenden Tatsache eines grundsätzliches Täuschungsdilemmas: Homo mediales lebt – heute mehr denn je – in einer Höhle, in der die Grenze zwischen Wahn und Wissen unscharf ist.
Das Cover-Bild stammt von dem amerikanischen Medienkünstler Tony Oursler, es zeigt eine seiner Robotic Mixed Media Glass Sculptures (2017).
Ich danke Tony Oursler für großzügige Gabe.
Verlagsinformation & Bestellmöglichkeit ››

VORTEX.
FASZINATIONSGESCHICHTE DER HALTLOSIGKEIT
Der Mensch der Neuzeit bewegt sich fortschrittlich vorwärts und nach oben. In Zeiten der Krise jedoch gerät er ins Strudeln. Ihm wird schwindelig, er verliert sich. Der Vortex (Wirbel) versinnbildlicht solche Dynamiken der Orientierungslosigkeit, des Fortgerissenwerdens und der Entgrenzung.
Vortex erkundet in sieben Kapiteln die existenziell-bedrohlichen Wirkungen von Wirbeln, Strudeln, Spiralen, Mühlen-, Propeller- und Turbinenbewegungen. Sie spiegeln lebensweltliche Daseinssituationen, die in Naturgeschichte, Film, Literatur, Kunst und Wissenschaft zur Darstellung kommen. Die schleudernden Zwingkräfte herrschen in unterschiedlichen Sphären – in der Natur, in kriegerischen oder industriell befeuerten Gesellschaften sowie in den Abgründen der Psyche. Die an Fortschritt gebundenen Vorstellungen von Welt- und Selbstverfügung werden hier brüchig, ihnen sind die Gefahren der Desorientierung bis hin zum Wahnsinn inhärent. Die sprachlichen und bildlichen Quellen bezeugen eine Faszination, in der sich Katastrophenfurcht und Ich-Enthemmung verdichten.
Gunnar Schmidt rekonstruiert die Faszinationsgeschichte der Haltlosigkeit entlang der kulturanthropologischen Entwicklungen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert.
Verlagsinformation & Bestellmöglichkeit ››
Rezension der FAZ ››

Schreie.
Versuche über die Gewalt der Stimme
Warum schreit man? Aufgrund von Schmerz, Verzweiflung, Lust, Machtbegehren und Wahnsinn? In 15 Essays wird die archaische Unartikuliertheit in Situationen des Außer-sich-Seins typologisch entfaltet. Nicht nur variieren Schreianlässe und Funktionen in erheblichem Maße, auch die medialen Darstellungen, die Rezeptionsformen sowie die moralischen und ästhetischen Bewertungen sind außerordentlich vielfältig. Auf der Grundlage von literarischen, philosophischen, psychiatrischen, mythologischen und kunsttheoretischen Texten, von Bildern (Fotografie, Malerei, Druckgrafik, Zeichnung) und Filmen werden das Schreien, das Brüllen, Kreischen und Heulen als Grenzphänomene erkennbar. Gegensätze wie Humanität und Animalität, Kommunikationswunsch und -abbruch, Ich-Behauptung und -Verlust lösen sich im Schrei auf.
Verlagsinformation & Bestellmöglichkeit ››
Rezension in der FAZ, 8. Januar 2025 ››
Buchempfehlung auf hr2 Kultur ››

Atemräume.
Pneumo-ästhetische Betrachtungen
Die vorliegende Studie versammelt und kommentiert Texte, Bilder, Filme, Performances, Installationen, Hörstücke und Objekte, in denen das Atmen künstlerisch bearbeitet wird. Die Versetzung des Pneumas in die Sphäre der Kunst erzeugt eine exzentrische Befremdung, die das verlegenheitslose Leben in der Lufthülle nicht kennt. Von den 1920er-Jahren bis heute wählten die für Selbst- und Fremdbeobachtung trainierten Künstlerinnen und Künstler den Atem als Sujet, um katastrophische und utopische Beunruhigungen zu thematisieren. Instabilität und Unterbrechung der Gleichmäßigkeit betreffen das Subjekt, die Sprache, die sozialen Verbindlichkeiten sowie die Beziehung zur Umwelt.
Inhaltsverzeichnis & Leseprobe ››
Buch bestellen ››
Rezension ››

Sprachlust / Sprachschmerz.
Fragmente einer Pathologie der Sprache
Literatur- und Sprachwissenschaft, Philosophie und Psychologie untersuchen, wie Sprache funktioniert, wie sie Sinn erzeugt und Kommunikation ermöglicht. Weniger Beachtung finden hingegen die wirkkräftigen Dynamiken, wenn Sprache zur Qual oder Lust wird. In affektintensiven Momenten wird ihr konventioneller Werkzeugcharakter prekär: Sprachverfügung und Sprachverlust bilden exzentrische Erfahrungen, die Ambivalenzen zwischen Euphorie und Schmerz beinhalten.
In seinen Fragmenten einer Pathologie der Sprache folgt Gunnar Schmidt den Konditionen psychischer Erregbarkeit, Expression und Leiblichkeit. Pathologie wird nicht ausschließlich als Krankheitslehre verstanden, sondern im ursprünglichen Wortsinn als Lehre von den Gemütsbewegungen.