|
"Sogar
den Physikern ist aber in neuern Zeiten
die Materie unten den Händen dünner geworden;
sie sind auf imponderable Stoffe als Wärme,
Licht u.s.f. gekommen [...]."
G.W.F. Hegel, Die Philosophie des Geistes (1817/30)
Ent-Zündung*
Vom
Licht zum Feuer
Aufklärung, enlightment, le siècle des
lumières: Im 18. Jahrhundert wird das Licht von den
Philosophen angezündet. Allerdings ganz und gar metaphorisch:
Mit dem Bild des Lichts werden die Kategorien der Erkenntnis,
des Verstandes und Fortschritts sowie der Reinheit konnotiert.1
Das
Licht der Aufklärung ist rational, kalt; Licht bezeichnet
einen Wunschzustand; es ist kein Medium. Das Licht der Aufklärung
enthält, wie Georges Canguilhem anmerkt, kein störendes
Rauschen.2 Wo Licht ist, herrscht Klarheit.
Dann,
um 1800 verschiebt sich das Bild. Paradigmenwechsel. Novalis schreibt
einen erstaunlichen Satz, der sowohl gegen den Alltagssinn wie
auch gegen die Aufklärungsmetapher geht und darin die neue
Epoche begreift: Er kann als Motto dienen für jene
Revolution, die die industrielle und wissenschaftliche genannt
wird: "Licht macht Feuer."3
Von
jetzt ab geht es nicht mehr darum, einen Raum auszuleuchten, Ordnungen
oder Verteilungen zu organisieren, Punkte darin zu bestimmen.
Es geht um Hitze. Feuer, Ofen, Dampfkessel: Vom Objekt zur chaotischen
Kraft, von der Gravitations- und Himmelsmechanik zur Thermodynamik.
"Über den Gebrauch der Feuersbrünste"4,
notiert Novalis, das Geregelte und das Ungeregelte zusammendenkend.
In den wissenschaftlichen Blick gerät das, was vor der Mechanik,
vor der geometrisierten Bewegung liegt und nicht mehr mit Begriffen
von Anziehung/Abstoßung zu fassen ist. Die Materie löst
sich auf in wolkige Molekülhaufen, sie erweist sich als Medium
für Bewegungen. Die neue Perspektive macht Probleme: Hinter
den sichtbaren, ausmessbaren Effekten verbirgt sich das Unsichtbare
energetischer Prozesse. Dieses Unsichtbare ist auch unheimlich,
weil es nur eine Richtung zu kennen scheint: hin zum (Wärme-)Tod.
Doch
fasziniert zunächst die Kraft. Ein neuer Universalismus wird
am Beginn des 19. Jahrhunderts proklamiert. Jean Baptiste Joseph
Fourier schreibt:
"Heat
[...] penetrates every substance of the universe, its rays occupy
all parts of space. [...] No subject has more extensive relations
with the progress of industry and the natural sciences; for the
action of heat is always present, it penetrates all bodies and
spaces, it influences the processes of the arts, and occurs in
all phenomena of the universe. [...] The theory of heat will hereafter
form one of the most important branches of general physics."5
In
diesem Sinne äußert sich auch Sadi Carnot:
"Der
Wärme müssen die grossen Bewegungen zugeschrieben werden,
welche uns auf der Erdoberfläche ins Auge fallen; sie verursacht
die Strömungen der Atmosphären, den Aufstieg der Wolken,
den Fall des Regens und der anderen Meteore, die Wasserströme,
[...] auch Erdbeben und vulkanische Ausbrüche haben gleichfalls
die Wärme zur Ursache. [...] [Die Wärmemaschinen] scheinen
bestimmt zu sein, eine grosse Umwälzung in der Culturwelt
zu bewirken. Schon beutet die Wärmemaschine unsere Minen
aus, bewegt unsere Schiffe, vertieft unsere Häfen und Flüsse,
schmiedet das Eisen, gestaltet das Holz, mahlt das Getreide, spinnt
und webt unsere Stoffe, schleppt die schwersten Lasten u.s.w.
Sie scheint eines Tages der allgemeine Motor werden zu wollen
[...]."6
Es
ist also festzuhalten: Hitze geht vor Licht, "[d]er Eingriff
tritt an die Stelle des Blicks"7 (siehe Daten
zur Wissenschaftsgeschichte ). Physik dominiert Metaphysik.
Literatur/Motor: Frankenstein
Mary Shelleys Frankenstein8 ist
ein Wärme/Kälte-Text. Er ist gespickt mit Beschreibungen,
Erwähnungen, Anspielungen, Metaphern, die um das Phänomen
Wärme/Kälte kreisen: roman-tisierte Thermodynamik (siehe Zitat-Sammlung aus Mary
Shelleys Frankenstein).
Auch
wenn Shelley Carnot nicht kennen konnte, exponiert sie im Roman
ähnlich wie der Physiker in seiner Schrift über
die bewegende Kraft des Feuers den Unterschied, die Differenz.9 Aus ihr kommt die universelle Kraft, die die Natur, die Körper,
die Seelen in Gang hält: Sommer/Winter, Sonne/Eis, Feuer/Kälte,
innen/außen, Berührung/Einsamkeit, Sprache/Sprachlosigkeit.
Nichts ist im Gleichgewicht. Das Lebensprinzip ("elixir of
life" [40]), das Frankenstein sucht und findet, heißt
nicht Seele, sondern Hitze: "spark of being" [57].
Jede
Bewegung kommt aus der Hitze, die zur Kälte strömt.
Die drei Erzähler des Romans Walton, Frankenstein,
das Monster allesamt Hitzewesen aus Leidenschaft und Begehrlichkeit
oder aus physiologischer Disposition, streben in die Nordkälte:
in die Eisregionen des Nordpols, auf die Orkneys, nach Sibirien
oder auf die Gletscher der Alpen. Shelley konstruiert einfache
Motoren; ihre Figuren sind Wärmestoff, aus deren Bewegung
von warm nach kalt Aktion, Erzählung und Geschichte entstehen.10 Carnot:
"Die
Erzeugung von bewegender Kraft ist daher bei den Dampfmaschinen
nicht sowohl auf einen wirklichen Verbrauch des Wärmestoffs
zurückzuführen, sondern auf seinen Uebergang von einem
heissen Körper auf einem kalten [...]. Ueberall, wo ein Temperaturunterschied
besteht, und wo daher die Wiederherstellung des Gleichgewichts
des Wärmestoff eintreten kann, kann auch die Erzeugung von
bewegender Kraft stattfinden."11
Es
kommt also darauf an, das Ungleichgewicht zu suchen, Feuerungsquellen,
die in der Kälte glühen. So überleben die Figuren
in der kalten Welt zunächst, weil sie ein psychisches Wärmereservoir
mit sich führen, weil sie Feuer finden, genährt und
warm gerieben werden. Aber alles in diesem Roman läuft auf
den Tod zu. Sechzehn Tote zählt der Roman. Am Ende hat sich
der Unterschied aufgehoben, die Entropie durchgesetzt. Der Tod
stets aufs neue erfahren, gefürchtet, herbeigesehnt,
besprochen und die Krankheit, die an die Grenze des Todes
führt, bestimmen thematisch den Verlauf der Erzählung.
Damit
das Leben und die Bewegung gesichert sind, damit die Wärmemaschine
funktioniert, muß es nicht nur ein Reservoir geben, sondern
auch einen Austausch des Wärmestoffs. Fallen Reservoir und
Leitung aus, kommt es zum Hitzestau Fieber, Verbrennung
oder zum Kälteschock. Beide Varianten der Störung,
Krankheit und Tod, benennt der Roman: "she died on the first
approach of cold weather" [66], "a fever succeed to
this [...] on the point of death" [176]. Im finalen Bild
des Romans kommen beide Versionen in eins: die einsame Selbstverbrennung
des Monsters am nördlichsten Punkt des Globus. Das
Feuer rettet nicht aus dem Eis, hat keine Transfers. Es strahlt
ins Nichts, bis das stille Gleichgewicht hergestellt ist: "he
[...] was lost in darkness and distance." So lautet der letzter
Satz des Romans: erloschenes Licht/Feuer, verhinderte Übertragung.
In
diesem Sinne ist Frankenstein ein Text, der den
Motor in der Krise zeigt, den Unfall, die Dysfunktion aber
darin genau seinen Charakter enthüllt. Die Monster-Konstruktion
ist nichts anderes als ein funktionsgestörter Motor.
Krankheit/Monströsität
Victor Frankenstein ist kein Sieger. Dabei tritt
er an mit der Verve und dem Optimismus eines Wissenschaftlers,
der das enzyklopädische Ideal des 18. Jahrhunderts repräsentiert,
der die Idee der Perfektabilität des Menschen mit seiner
Kreatur einzulösen sucht. Es scheint, als würde Frankenstein
jene evolutionären und diätetischen Ideale12 zur Vervollkommnung physischer Fähigkeiten wie Kraft, Geschicklichkeit,
Sinnesschärfe und zur Verlängerung des Lebens, die Condorcet
und Kant für das Menschengeschlecht proklamiert haben13,
in seiner Erfindung exemplarisch inkarnieren. Die Kreatur ist
kein Mangelwesen, eher ein Über-Mensch, ein Zuviel-Wesen,
das von "Verfehlung" und "Verschwendung"14 gezeichnet ist: Es verfügt über enorme Kraft, ist, gemessen
am anthropomorphen Maß, übergroß, bewegt sich
mit unglaublicher Behendigkeit und Schnelligkeit.
Doch
was sich herstellt, ist kein Mensch. Das Ding verfügt
über ein Zuviel an Häßlichkeit. Auch wenn das
Wesen Sprache und Geschichte erlernt, gut und böse, schön
und häßlich zu unterscheiden weiß, werden ihm
Eigenname und Gattungsbezeichnung verweigert. Stattdessen zerströmende
Multiplikation der Bezeichnungen: dæmon, wretch, monster,
animal, mummy, being, creature, blot, filthy mass, devil, insect,
image etc. Morphologisch imperfekt, namenlos, moralisch ambivalent
Monster ist der Sammelbegriff für das, was
sich nicht klassifizieren läßt.
Diese
phänotypische Beschreibung hat ein genotypisches Pendant,
das ich zur genaueren Charakterisierung mit dem thermodynamischen
Parameter ausmessen möchte. Meine These lautet, daß
das Ding unter einer zu großen Differenzierung leidet, ihm
ein extremes Ungleichgewicht zugegeben ist, und ihm kein (motorieller)
Anschluß und Transport möglich ist. Konstruktionsmangel,
der zum Unfall, zur Monströsität führt. Shelley
steht damit im Gegensatz zu Canguilhem, der mit Hinweis auf Xavier
Bichats Anatomie générale aus dem Jahre 1801
behauptet, daß es keine monströsen Maschinen und keine
pathologische Mechanik geben könne. Da das Leben, anders
als die Maschine, Erfahrung, Improvisation und Versuch sei, ist
es in Lage, Monströsitäten hervorzubringen.15 Aber kennt nicht jede Maschine zwischen Funktion und Versagen
die Fehlfunktion, die Fehlzündung, das Störgeräusch,
das Rattern ohne Produktivität?
Die
Geburt des Monsters aus dem Geist des engineering beginnt
mit einer anatomischen Perversion: Frankenstein kombiniert Teile,
Unverbundenes, Tierstoffliches und Menschstoffliches, das er aus
dem Fundus des Sektionssaals und des Schlachthauses zusammenstellt.
Der klassische Traum von Schönheit und Proportion verwandelt
sich in wilde Häßlichkeit, in eine morphologische Abweichung.
Aufgewirbelte Klassifikation.
Frankenstein
hat keinen Blick für die Sache, für den konkreten Körper;
ihm kommt es auf den Prozeß an. Sein Ziel ist es, Bio-Reversibilität
zu erzeugen; den Verfall rückgängig zu machen, das Leben
zum Tod zu bringen: "change from life to death, and death
to life" [52]. Der Lebensprozeß soll in ein perpetuum
mobile verwandelt werden. Der Text sagt es bald auf jeder
Seite, daß dieser mechanische Traum scheitert und die Realität
das gerade Gegenteil hervorbringt: den Verbrennungsmotor, Endlichkeit,
Irreversibilität.
Frankenstein
setzt auf die Differenz: Todes-/Grabkälte und Himmelshitze,
oben und unten, zwei Zonen, Übertragung von warm nach kalt.
Er setzt die kontrollierte Explosion ein: "the working of
some powerful engine" [9], elektrischer Funke spark
of being, spark of existence16 Blitz, Zündung.
Frankenstein legt ein Hitzereservoir im Leib des Monsters an und
transformiert es damit. Das globale Prinzip, von dem Fourier und
Carnot sprechen, wird in den lokalen Körper eingepflanzt.
Das wilde Geschehen der Natur soll in der Geometrie des Körpers,
der Maschine gezähmt werden.
In
seinem Bericht gibt das Monster Auskunft darüber aus der
Binnensicht und veranschaulicht, wie seine ersten Bewegungen im
thermodynamischen Register stattfinden: "The light became
more and more oppressive to me; and, the heat wearying me as I
walked, I sought a place where I could receive shade." [102]
Ein
Motor produziert den nächsten. Hitze erzeugt Bewegung. Allerdings
übersteigt diese Bewegung das Schema, denn sie ist chaotisch,
zufällig, ohne Begrenzung: Das Monster strömt in die Welt, unbeherrscht, "interstrukturell"17,
wie Serres sagt: auf der Suche nach Anknüpfungen, Nachbarn,
Durchlässen.
Dazu
später mehr. Entscheidend ist vorerst der Übergang von
einem heißen Körper zu einem kalten, die Sicherung
des Ungleichgewichts. "Man muß sich auch Kälte
verschaffen; ohne sie wäre die Wärme unnütz."18 schreibt Carnot. Das Monster ist schon zu Beginn vom Wärmestau
bedroht, daher flüchtet es in den kühlenden Schatten.
Fortan wird es immer wieder den Kälte-Wärme-Gegensatz
beschreiben, Feuer suchen, die jahreszeitlichen Temperaturunterschiede
registrieren. Die besondere Auszeichnung des Monsters besteht
aber darin, daß es die Extreme von Hitze und Kälte
besser zu ertragen weiß als die Menschen [120] und Kälte
in besonderem Maße aushält: "I was better fitted
by my conformation for the endurance of cold than heat."
[131] Das Monster lebt das thermische Ungleichgewicht. Bezieht
es daraus seine übermenschliche Ausdauer und Kraft? Shelley
deutet dies an mit jener Urszene, von der Frankenstein in seinem
Bericht Auskunft gibt: Als Junge beobachtet er ein Ungewitter
und wird Zeuge, wie ein Blitz in einen Baum fährt. "a
stream of fire" [41] verwandelt den Baum in einen zersprengten
Stumpf. Damit ist das Modell vorgegeben: Lebenskraft und Zerstörung,
Formlosigkeit der Energie und Bändigung im Motor diese
Paare realisieren sich in Shelleys Monströsität.
Shelley
geht einen Schritt weiter als Fourier und Carnot, die ihre Aufmerksamkeit
ganz auf die äußere Natur und die Maschine richten.
Die Autorin nimmt die Physik ins Leben, das Maschinelle ins Biologische.
Sie deutet an, was sich im Laufe des Jahrhunderts ausformulieren
wird: daß es einen Begriffs-, Konzept- und Metapherntransfer
zwischen Technik und Biologie geben wird.19 Das phantastische
Skandalon Shelleys wird gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wissenschaftliche
Ansicht werden. Hermann Helmholtz schreibt:
"Jenen
Erbauern der Automaten des vorigen Jahrhunderts erschienen Menschen
und Thiere als Uhrwerke, welche nie aufgezogen würden und
sich ihre Triebkraft aus nichts schafften; sie wussten die aufgenommene
Nahrung noch nicht in Verbindung zu setzen mit der Krafterzeugung.
Seitdem wir aber an der Dampfmaschine diesen Ursprung von Arbeitskraft
kennengelernt haben, müssen wir fragen: Verhält es sich
beim Menschen ähnlich?"
Die
rhetorische Frage leitet über zur Erörterung der Verbrennung
im Körper. Zusammenfassend heißt es dann:
"Der
Thierkörper unterscheidet sich also durch die Art, wie er
Wärme und Kraft gewinnt, nicht von der Dampfmaschine, wohl
aber durch die Zwecke und die Weise, zu welcher er die gewonnene
Kraft weiter benutzt."20
Der
Leiche-Feuersturm-Motor Franksteins hat neben der Funktionsweise
sehr wohl zweckhafte Ähnlichkeit mit der Dampfmaschine, genauer:
mit der Fortbewegungs-maschine. Das Monster setzt sich in Gang
mit einer unglaublichen Mächtigkeit, die an die neuen Ungeheuer-Maschinen
am Beginn des industriellen Zeitalters denken lassen: Loco-Motive,
bewegter Ort. Wenn Carnot schreibt, daß die Dampfschiffahrt
das "Durchmessen noch wilder Gebiete ermöglicht, in
die man früher kaum hat eindringen können", und
sie "die Völker der Erde [verbindet], als bewohnten
sie dasselbe Land"21, dann läßt sich
dies auf Shelleys Erfindung übertragen: Ohne Ermüdung
eilt das Monster von Deutschland in die Schweiz, weiter nach England,
Schottland, Irland, zurück in die Schweiz, ans Mittelmeer,
Schwarze Meer, durch Rußland, um schließlich am Nordpol
zu enden.
Das
Drama dieser Bewegungsmaschine besteht nun allerdings darin, daß
sie keine Verbindungen schafft. Das Trachten des Monsters
geht ganz auf Herstellung einer Übersetzung, die systematisch
unterbrochen wird. Zwar vermenschlicht sich die Kreatur
gewinnt Sprache und Moral , indem sie die Flüchtlingsfamilie
De Lacey von einem Versteck aus beobachtet und belauscht und ihr,
gleichsam im Austausch, heimlich Brennstoff bringt: Feuer zum
Gebrauch für den Informationsmotor. Die Begegnung endet jedoch,
wie jeder Kontakt mit der Gattung Mensch, mit der von Schrecken
begleiteten Vertreibung des Monsters. Das Resultat ist Hitze:
suffering in the lake of fire, fever, hell within, burning passion,
boiling blood, burning miseries. Das Feuer ergreift auch die Seele.
Ohne Transport in eine Produktion verwandelt sich das Wesen in
eine Destruktionsmachine. Es steckt die Hütte der De Laceys
in Brand, es tötet. Der moderne Prometheus, Feuerbringer
das ist nicht nur der Produzent und Wissenschaftler Frankenstein,
das ist in gleichem Maße das Monster: Feuersbrunst ohne
Gebrauch.
Jede
Unterbrechung wird mit einem Mord beantwortet. Man könnte
sagen, daß die Maschine explodiert. Das ist die Gefahr bei
jeder Dampfmaschine, bei der der geregelte Abtransport des Wärmestoffs
nicht funktioniert. Stau, Überhitzung, katastrophisches Rauschen
sind die Folgen. Einsamkeit ist thermodynamisch
verhinderte Kraftübertragung. Produktion geht über in
Destruktion oder Verschwendung: "hours and months of misery
which I endured, wasting in impotent passions". [221] Mit
diesen Worten faßt am Ende das Monster sein Leben zusammen;
Schöpfung verwandelt sich in Krieg, Hitze in Kälte.
Das
Übermaß an Ungleichgewicht bei gleichzeitiger Sistierung
machen die Krankheit und die Monströsität aus. Leben
und Gesundheit sind: empfangen, abgeben, Speicher auffüllen,
entleeren. Das System bewegt sich vom Ungleichgewicht zum Gleichgewicht
und zurück. Im Stillstand droht der Tod.
Die
pathologisierende Unterbrechung ist im übrigen auch das zeitweise
Schicksal Frankensteins. Seine wiederholten Erkrankungen, die
ausnahmslos durch Fiebrigkeit gekennzeichnet sind, treten immer
in Momenten der Störung auf. Schon bei der Konstruktion seiner
Kreatur wendet er sich ab vom Leben, von Freunden und Familie,
von der Naturbetrachtung. Das Resultat: Fieber. Nach jedem Mord
durch das Monster, der ein Verlust für ihn bedeutet: Fieber.
Aber auch das Gegenbild entwirft der Roman. Immer wenn von Gesundheit,
Menschlichkeit, Verbindung, Liebe, Freundschaft und Achtung die
Rede ist, verwendet der Roman die Metapher der Wärme. Wärme
ist der Modus des Austauschs, der die Extreme von Kälte und
Hitze ausgleicht. Wärme ist das Synonym für Strömung,
Zirkulation, Produktion und letztlich Heil: "this sudden
certainty of life rushed like a flood of warm joy to my heart"
[172].
Wenn
das Monster das Aussehen einer Leiche hat [57] und die Hitze eines
Blitzschlages in sich trägt, dann verkörpert es im Extrem
das Modell der Krankheit, wie es durchgängig der Shelleysche
Roman konstruiert. Das Fieber, der Tod zwei Verfassungen
werden in einen Körper gesperrt, der darin monströs
wird. Das Strömen und die Transformation22 sind
dem Monster lediglich in Form des suchenden Umherziehens, der
Flucht, Verfolgung und gewaltätigen Explosion möglich.
Weder ist ihm der Sprachaustausch erlaubt, noch sind ihm Arbeit,
Erotik und Reproduktion gestattet. Die Krankheit und das Monströse
entspringen einem Vorrat, der nicht investiert wird. Dadurch,
daß der Prozeß von Zufuhr und Abfuhr unterbrochen
ist, werden statt Produktion Symptome hervorgebacht. Sie sind
die Zeichengeber dafür, daß es Zuviel und Zuwenig zur
selben Zeit gibt: zuviel Hitze, zuwenig Übertragung. Das
Monströse als Hypersymptom bezeugt, daß es Unterschied
gibt, aus dem jedoch die Transformation nicht entsteht.
Exkurs:
William Turners Sunrise with Sea Monsters
William Turner malt die Eisenbahn und Dampfschiffe. Sie
sind schwarz wie der Stoff, der in ihnen brennt. Er malt glühende
Sonnenuntergänge über kaltem Wasser, eine Gießerei,
den Vulkan, die Feuersbrunst, Gletscher, aufgewirbelte, verdampfende
Materie, Sturm. Michel Serres hat über Turner gesagt, daß
er die Welt durch Feuer und Wasser sieht, als eine Wärmemaschine
zwischen zwei Quellen.23 Darin verwandelt sich alles.
Die universelle Maschine arbeitet mit ungeheuren Energien
sie ist ein Ungeheuer.
Um
1845 malt Turner ein Bild mit dem Titel "Sunrise with Sea
Monsters". Das Dargestellte lehnt sich in seiner Phantastik
an die lange Geschichte mythischer Seeungeheuer. Doch ist das
Gemälde mehr als die Präsentation eines Motivs. In der Darstellung wird noch etwas anderes evoziert: der Prozeß,
der zwischen der warmen und kalten Zone abläuft.

William Turner, Sunrise with Sea Monsters
Das
Gemälde zeigt die Aufteilung und das Chaos, die Ruhe und
den Sturm. Erste Zone: unten, morastige See, dunkel, kalt. Zweite
Zone: oben, Goldschimmer der aufgehenden Sonne, hell, warm. In
der Zwischenstellung lauern, harren die Monster. Ein bewegungsloses
Bild? Der Gelbglanz ist eine Strömung, die durch das Himmelblau
zieht, um in die Körper der Ungeheuer hineingesogen zu werden.
Die Leiber sind keine Körper, sie sind aufgewühlte Bewegung,
Strudel, in dem die Differenz der Zonen aufgeht. Im Kreisen und
Quirlen, in vermischender Bewegung deutet sich eine konturlose
Gestalt an. Es gibt keinen geometrisierten Körper, keine
Grenze, nur die Drift der Partikel. Dies ist eine Szene der Auflösung
und Herstellung zugleich.
Das
Monströse, diese Deutung legt das Bild nahe, ist der Augenblick,
aus dem sowohl Produktion als auch Destruktion hervorgehen können.
Das Wirrwarr, das am Punkt der Übertragung entsteht und den
energetischen Prozeß erzeugt, ist allegorisch und realistisch: Die Monster werden von Turner als Wirbelgeschehen,
entstehende Wolke, Dampf gestaltet. Das ist der Realismus der
Thermodynamik. Es ist aber auch symbolisierte Gefräßigkeit
und erschreckende Blicklichkeit.
"Sunrise
with Sea Monsters": Die Sonne geht auf, ein heißer
Ball entsteigt der kalten See. Eine neue Epoche beginnt und führt
mit sich eine umwälzende Kraft, produktiv und angstmachend.
Turners Entwurf hat Ähnlichkeit mit Shelleys Monster-Erfindung:
Beide nähren sich vom Mythos und geben ihm doch einen zeitgenössischen
Inhalt. Das Monströse ist das Innere des Wärmemotors.
Turners Gemälde übersetzt dieses Innere in ein mythisches
Naturbild. Die Farbe ohne begrenzende Linien zeigt das Neue der
Wärme-Energie vor der Beherrschung durch die Mechanik.
Blicke
Was sieht man bei der Betrachtung eines Feuers, der Sonne,
eines Sturms, einer Wolke? Bildung, Vergehen, Übergang. Aber
läßt sich Energie wirklich beobachten? Ist sie nicht
das, was sich dem Blick entzieht? Was sich zeigt, sind lediglich
die Effekte unsichtbarer Prozesse.
Wer
mit Energie arbeitet, kann daran blind werden.
Die
Konstruktion des blicklosen Wissenschaftlers bietet uns Mary Shelley
am Beginn ihres Romans. Für Frankenstein ist die Welt ein
Rätsel [36], das sich nicht mehr mit bloßer Phänomenologie,
Empirie, Betrachtung erschließen läßt: "The
most learned philosopher [...] might dissect, anatomise, and give
names; but [...] causes [...] were utterly unknown to him."
[40] Frankenstein verläßt den botanischen Garten, der
im 18. Jahrhundert das Paradies des überschaubaren Wissens
darstellte. Ich habe Michel Serres zitiert, der in der Folge des
Wärmeparadigmas einen Wechsel vom Blick zum Eingriff ausmacht.
Für Victor Frankenstein ist das Objekt zunächst nur
ein Behälter, in dem die Prinzipien der Kräfte auszumachen
sind. Er arbeitet mit den Kräften, die im Motor zur Wirkung
gebracht werden müssen. Die Form ist sekundär, sie muß
lediglich dem Antrieb gehorchen.
Shelley
stellt ihrer Wissenschaftler-Figur die Figur des Henry Clerval
an die Seite, der den verlorenen Aspekt einer Wahrnehmungssensibilität
repräsentiert. Clerval ist der Blick-Ästhet, der Fachmann
für die Form und die Oberfläche. Zwei Charaktere, zwei
Wissensmodelle: "While my companion contemplated with a serious
and satisfied spirit the magnificent appearances of things, I
delighed in investigating their causes." [36] Clervals Kompetenz
passiver Blickhaftigkeit den Naturerscheinungen gegenüber
garantiert eine Übertragung, die im Gegensatz zu Frankenstein
seine körperliche, seelische und moralische Gesundheit
garantiert: "Clerval [...] observed [...] with an eye of
feeling and delight. [...] He was alive to every new scene; joyful
when he saw the beauties of the setting sun". [154] "He
was being formed in the very poetry of nature."
[156] Die Rezeption/Konzeption der Natur als das Kreatürlich-Schöne
und Erhabene vermittelt Lebendigkeit, die nicht die Defekte überhitzter
Monströsität zeigt.
Shelley
thematisiert den Sündenfall der Moderne, die die Trennung
von Kunst und Wissenschaft/Technik, von innen und außen,
Schönheit und Funktionieren betreibt.
Tatsächlich
erkennt Frankenstein erst im Augenblick der Wirkung, der Verlebendigung
seiner Kreatur, was er hergestellt hat. Sein Blick ist nicht an
den Szenen (scenes) der Natur geschult "my
eyes were insensible to the charms of nature" [55] ,
sondern am Tod, genauer: am Verfallsprozeß: "I must
also observe the natural decay and corruption of the human body."
[51]
Die
Häßlichkeit, die aus der Mariginalisierung der Form
und der Dominanz unsichtbarer Energie entstammt, ist das Schicksal
des Frankensteinschen Monsters. Es ist genau diese Häßlichkeit,
die das Wesen dazu veranlaßt, sich den Blicken zu entziehen,
unsichtbar zu werden. Es sucht die Blindheit im anderen, sie ist
die Qualität, die die vorurteilsfreie Wahrnehmung der Person
gewährleistet. Das Monster offenbart sich dem blinden De
Lacey, der tatsächlich der einzige ist, der für einen
Moment den Worten seines Besuchers ohne Schrecken und mit Verständnis
zuzuhören versteht. Das Monster weiß: "the human
senses are insurmountable barrriers to our union" [145].
Die Shelleysche Konstruktion des Blicks scheint ins Gegenteil
zu kippen: Die Sprache setzt sich gegen den Blick durch, der nun
im Register der Täuschung und Oberflächlichkeit spielt;
erst die Sprache vermag Wahrheit zu kommunizieren und Verständnis
zu produzieren.
Das
Thema der medialen Konkurrenz soll hier nicht entfaltet werden.
Festzuhalten ist allerdings, daß der Roman ambivalent bleibt
in seiner Haltung der Ausdifferenzierung der gesellschaftlichen
Sphären gegenüber. Das Auseinanderbrechen von Moral,
Wissenschaft und Ästhetik wird in seinen katastrophalen Folgen
beschrieben. Die Folge ist, daß die Medien Sprache,
Blick nicht mehr unmittelbar auf einander zu beziehen sind.
Das Soziale mit seinen ethischen Implikationen, die auf sprachlichen
Austausch und Empathie gründen, gerät in Konflikt mit
der ästhetisch-medizinischen Logik, die in der Dimension
des wissenden Blicks spielt.
Dieser
kurze Hinweis soll genügen, um anzudeuten, daß das
Monströse in Frankenstein trotz der unglückbringenden
sozialen Folgewirkungen am Ursprung als physiko-medikales
Phänomen verhandelt wird. Es fungiert nicht mehr als mythisches
Zeichen, es steht jetzt ein für ein Problem des Wissens über
das, was der menschliche Körper/das Subjekt sein soll.
Der entscheidende Riß geschieht dabei auf der Ebene des
Blicks. Wie bereits angedeutet, fasse ich die Erscheinung des
Monsters als Symptom auf. Zu unterscheiden davon ist das Monströse
als Qualität, Kraft oder Reservoir, aus dem das Monster entsteht.
Shelleys Text legt diese Unterscheidung nahe, denn was am Monster
de-monstriert wird, ist sein Ursprung aus einer Energie, die sich
dem festhaltenden Blick entzieht. Das Energetische entgeht der
Darstellbarkeit. Das Monströse wirkt in der Tiefe des Körpers
und der Seele als Unterbrechung, Explosion, Übermaß
und Mangel, Überhitzung. Die Frage ist, in welchem Sinn das
Symptom als Abweichung, Häßliches, "filthy type"
[139] Rückschlüsse auf diesen Ursprung zuläßt,
ob sich der Blick Zugang zum Nicht-Sichtbaren verschaffen kann.
Frankenstein liefert keine Antwort, keine Theorie. Der Text ist keine medizinische
Abhandlung und nicht zur wissenschaftlichen Wissensbildung verpflichtet.
Doch läßt sich eine epistemische Beziehung zur Medizin
der Epoche herstellen.
Michel
Foucault hat eine Debatte nachgezeichnet, die in den Jahren 1808
bis 1832 um das Problem des Fiebers kreiste. Es ging darum, ob
es essentielle Fieber gäbe, Fieber ohne Läsion. Ein
solches Fieber wäre die Krankheit selbst, ohne Tiefe, ohne
Verweis auf ein Herd. Die Krankheit, die als beschleunigtes Blut
durch den Körper wandert, hätte keine eindeutige Lokalisation.
Mehr
und mehr ging die Medizin jedoch dazu über, im Fieber ein
Zeichen zu erkennen, das auf eine Läsion, eine Entzündung zurückgeht, die die Wirkung der Krankheit sein sollte. Broussais
ist der Wortführer dieser Theorie. Krankheit ist für
ihn ein Prozeß, "der sich im Inneren eines Gewebes
abspielt: jede lokale Übersteigerung der organischen Bewegungen,
welche die Harmonie der Funktion stört und das betroffene
Gewebe desorganisiert, muß als Entzündung betrachtet
werden."24 Damit ist ein Prozeß keine
Gegebenheit der Tiefenbildung beschrieben: vom Fieber zur
Entzündung zur Krankheit zur Reizung. Am Ursprung steht ein
energetischer Vorgang Reizung , der eine Funktionsstörung
provoziert. Auffällig ist die Ähnlichkeit mit der Thermodynamik
gestörter Motoren, wie ich sie oben beschrieben habe. Entzündung,
Fieber das sind Überhitzungen aufgrund einer energetischen
Initiation, die in eine "Steigerung der Aktivität"25 der Gewebe mündet, die, so müssen wir fortsetzen, keine
Abfuhr erfährt.
Im
Roman wie im medizinischen Diskurs: Der Raum des Körpers,
die Form wird zugunsten des Prozesses marginalisiert. Foucault:
"So läßt sich die Krankheit im Organismus nieder,
verankert in ihm ihre lokalen Zeichen und verteilt sich im Raum
des Körpers; aber dieser Raum ist sekundär gegenüber
ihrer Wesensstruktur. Der organische Raum enthält zwar Hinweise
auf diese Struktur, er signalisiert sie, aber er bestimmt sie
nicht."26
In
diesem Körperraum kann sich der Blick verlieren. Die pathologische
Anatomie hat im Hintergrund immer ein Rauschen, etwas Unsichtbares,
das das Feld der Physiologie ist. Mary Shelley thematisiert dieses
Rauschen, dieses Strömen und Zerreißen in einer phantastischen
Konstruktion: Sie läßt Frankenstein Krankheit/ Monströsität
herstellen; er geht dabei von der Funktion zum Effekt, der im Bild des Monsters endet ("existence of the monstrous
Image" [183]). Erst kommt die zu verstehende Ursache, dann
der erkennende Blick. Das ist lediglich die Umkehrung zur zeitgenössischen
Praxis der Medizin, die über die Effekte zu den Ursachen
vordringen muß. Sie ist um die Lokalisation bekümmert,
jedoch um der unsichtbaren Prozessualität willen.
Eine
sonderbare Praxis: Um zu verstehen, was sich dem Blick entzieht,
muß man schauen, schauen und vergleichen. Im 19. Jahrhundert
entstehen die großen Fabriken zur Herstellung der
Krankheit: Hospitäler und Kliniken. (Noch ein Reservoir.)
Hier offenbart sich das Wirken der Krankheiten in unendlichen
Erscheinungen. Der Arzt praktiziert, anders als Frankenstein,
nicht die erschreckte Abkehr, sondern fasziniert-interessierte
Zuwendung. Umgekehrte Spiegelbilder: Frankenstein hat das Schöne
verloren, die gesunde Natur , das ist seine Krankheit.
Der Kliniker hingegen sucht die "Entstaltung"27,
entfaltet eine Ästhetik des Häßlichen, um zur
Gesundheit vorzudringen. Das Leben mag von der Krankheit bedroht
sein; für den Mediziner zeigt es sich aber in der Krankheit.
Das Monster sichtbar machen, es nicht ins Eis verdammen. In Folge
der Kliniken entstehen auch die ersten modernen Ikonographien,
die sich zur Aufgabe gemacht haben, die Abweichungen, die Häßlichkeit
der Krankheit aufzuzeichnen. Nicht die Suche nach dem therapeutischen
Natur-Schönen, wie sie Frankenstein verschreibt, sondern
nach dem pathologischen Krank-Häßlichen regiert die
medizinische Ästhetik. Es werden Archive der Deformation,
Degeneration und des Todes angelegt: gezeichnete, lithografierte,
fotografierte Bilder, Stereoskopie, Abgüsse, Moulagen, trockene
und nasse Konservierung von Präparaten. Daß die Wissenschaftler
des 18. Jahrhunderts die wissenschaftliche Abbildung zum großen
Teil ablehnen, liegt darin begründet, daß ihr wissenschaftliches Feld statisch, oberflächlich, klassifikatorisch
und überschaubar ist. Hier ist alles logisch, sagbar. Die
neue Unübersichtlichkeit des 19. Jahrhunderts mit ihren Bewegungen,
ihrer Tiefe und den Wandlungen scheint hingegen das Bild als Orientierungshilfe
zu erzwingen.
Zurück
zu Frankenstein. Während er also die Lebendigkeit verherrlicht
und darin erbarmungslos den Tod installiert, arbeiten die Kliniker
des 19. Jahrhunderts mit dem Tod, um zur Begründung einer
Physiologie zu gelangen.
In
dieser Spiegelbildlichkeit der Entgegensetzung entwerfen literarischer
Text und wissenschaftlicher Diskurs eine Episteme: In beiden
Entwürfen wird das Symptom der klassifizierten Objektalität,
der Flachheit nosologischer Endlichkeit entrissen.28 Der Körper wird dynamisiert thermisch, physiologisch,
pathologisch. Der Modus der Fabrikation tritt in den Vordergrund,
der Körper wird industriell entworfen. Frankenstein ist nicht nur ein Text über Hybris und Scheitern eines Wissenschaftlers,
sondern über die Struktur des wissenschaftlichen Objekts.
Dieses
Objekt als Motor verweigert die vollständige Ausleuchtung.
Es brennt etwas in ihm. Man kann mit der Kraft arbeiten, Wirkungen
annähernd abschätzen. Aber da der Kraft stets etwas
Stochastisches eigen ist, kann man sie letztlich nicht verstehen.
Was sich zeigt, ist immer schon mit Voraussetzungen behaftet.
Endlose Kraftübertragung: Kanäle, Ströme, Verschiebungen,
Stauungen. Die Wärme bahnt sich ihren Weg durch die Systeme,
erzeugt Transformationen: Funken, Leben, Empfindung, Fieber, Sprache,
Arbeit, Feuer, Tod. Die vollständige Analyse scheitert an
der Unabsehbarkeit der energetischen Kausalketten mit ihren vielfältigen
Verzweigungen, Sistierungen, Verlusten.
Diese
Sicht ist uns heute vertraut. Am Beginn des 19. Jahrhunderts begründet
sich darin die Abkehr von der Aufklärung. Es kommt zur Ambivalenz,
zum Doppel von Aufbruch und Pessimismus: Das Rauschen mobilisiert
die Fragen der Wissenschaftler und treibt gleichzeitig die Bilder
des Unfalls, der Ungestalt, der Katastrophe und Imperfektabilität
hervor.29
Die
Thermodynamik hat das Problem des Innen und des Ursprungs gestellt:
Das Innen hat Ein- und Ausgänge, die die Gültigkeitsgrenzen
der Anatomie aufzeigen; der Ursprung hat sich in die Unabgeschlossenheit
der Prozesse zurückgezogen. Die Thermodynamik hat den Menschen
vernetzt und geöffnet. Darum scheitert die Enzyklopädie,
die Wissenschaft des 18. Jahrhunderts, scheitert Frankenstein.
Frankenstein revisited?
Shelley bringt in Frankenstein die zeitgenössische
Medizin in die Spiegelverkehrung und bildet sie darin ab. Heute
ist im Visible Human Project ein medizinisch-anatomisches
Paradigma installiert, das die Elemente des Frankensteinschen
Projekts zu spiegeln scheint. Allerdings in einer Kombinatorik,
die auf das Gegenteil hinausläuft. Es scheint, daß
die Ideale des 18. Jahrhunderts wiederbelebt werden sollen: Schönheit,
Über-Sicht, Beherrschbarkeit. Die Analyse einiger Aspekte
des Visible Human Project vor dem Hintergrund des Frankenstein-Modells
zeigt, daß das Scheitern, das ja auch den Aufbruch ins moderne
wissenschaftliche Zeitalter signalisierte, zumindest auf der Ebene
der Bildbeherrschung, eliminiert ist: Übergang von der Thermodynamik
zur Informationstheorie, von der Entropie zu Negentropie, vom
Zufall zur Berechnung, vom Offenen zum Geschlossenen, vom Globalen
zum Lokalen, vom Irreversiblen zum Reversiblen, vom Rauschen zur
Form. Gibt es noch weitere Übergänge?
Die
Konsequenzen für das Menschenbild sind gravierend,
denn über die spezifische Wissensform Bild beim Visible
Human wird ein Anatomismus eingeführt, der das Modell
der Natürlichkeit verläßt. Ich werde begründen,
was damit gemeint ist: Abschaffung des Rests, des Ungleichgewichts,
der Tiefe.
Vom
Tod zum Leben, vom Teil zum Ganzen das ist das Frankenstein-Konzept.
Vom Leben zum Tod, vom Ganzen zu den Teilen das ist, zunächst,
das Visible Human-Konzept. Am Anfang steht Joseph Paul
Jernigan, zum Tode verurteilter Mörder. Ein Monster?
Jernigan
übergibt seinen Leib der Wissenschaft. Das leitet seine Transformation
ein: Der Mörder wechselt den Ort, vom Gefängnis ins
Labor, wo er zum Objekt des Wissens gemacht wird. Er verläßt
die Sphäre des Moralischen, um in die des Ästhetischen
überzugehen: vom Mensch-Häßlichen zum Bild-Schönen.
Ein neues Leben?
"He
wont be back on the street. But Jernigan is back.
In an electronic afterlife, he haunts Hollywood studios and NASA
labs, high schools and hospitals. And in death, he may finally
do something good."30
Die
Verwandlung geschieht im Modus der Anatomisierung und Verdatung.
Materie wird in Information übersetzt. Wie? Der Körper
wird gefroren und anschließend in 1878 millimeterdünne
Scheiben zerschnitten. Fotografien der Schnitte zusammen mit tomographischen
und Magnetresonanzbildern gehen als verrechnete Daten in den Computer.
Der
Zerschneidungsprozeß ist Bedingung für die Prozessualisierbarkeit
des Körpers, Bedingung der Umwandlung des Ganzen in Information.
Ohne die Überführung in die Dimension der Zählbarkeit
und damit Endlichkeit ist der Körper nichts
informationstheoretisch gesprochen.
Die
visuelle Registratur der zweidimensionalen Schnitte mit Hilfe
des Computers hat zum Ziel, den zerteilten Leib über Verrechnungsschritte
wieder zu einer virtuellen dreidimensionalen Bildgestalt zusammenzufügen.
Der Computer und der User sind der neue Frankenstein des Informationszeitalters.
Was der reale Leib nicht gestatten würde, das erlaubt das
bildrechnende Verfahren: Reversibilität. "We now have
a stunt patient. We can dissect it, put it back together and start
all over again."31 sagt Professor Spitzer, einer
der leitenden Wissenschaftler des Projekts. Das Frankenstein-Konzept
der Syntomisierung geht kraft der Fiktionalisierung durch
das Rechenprogramm auf.
Es
entsteht auf Bildebene ein neues Monstrum. Kein moralisches Monster,
als das Jernigan betrachten werden konnte, sondern ein ästhetisches.
Der Term Monster ist in seinen Konnotationen gewiß
problematisch, doch kann er das Beunruhigende, das das Gebilde
ausstrahlt, signifikativ sinnfällig machen. Was ist damit
gemeint? Die Zerstückelung und Zusammensetzbarkeit dieses Körpers weist ihn als unverwundbar aus; er ist über-menschlich.
Der Wissenschaftler/User begibt sich imagenativ in eine
schwankende Position: Sie ähnelt einerseits jener der Schriftstellerin
Shelley, die das Phantastische konstruiert/programmiert, und andererseits
dem fiktionalen Frankenstein, der ein Wesen herstellt/visuell
montiert.
Geht
dieser Ausbruch aus dem Register des Realismus neue Wege
bei der Wissensarchivierung und -vermittlung? Das Projekt bleibt
uneindeutig. Das Bild kehrt sich ab von planer Abbildlichkeit
und zeigt einen surreal-ikonographischen Zugewinn. Die Multiplizierung
der Perspektiven Drehen und Wenden des Bildkörpers,
Teilen und Zusammensetzen von Körperregionen, Fahrten durch
die Morphologie der inneren Organe per Mausklick geht über
den Realismus hinaus, der darauf bedacht ist, in der Repräsentation
die Wahrnehmung als natürlich zu illusionieren. In diesem
Sinne handelt es sich beim Visible Human nicht um Ab-Bildung.
Gleichzeitig
geht der Visible Human auf tradierte Muster der Körperdarstellung
zurück. Sieht man von den spezifischen interaktiven Visualisierungsformen
des Programms ab, gleicht er älteren anatomischen Abbildungstechniken,
die zum Teil auch mit beweglichen rückführbaren Körperteilen
operierten und durch Einfärbungen der anatomisierten Teile
eine verkünstlichte Topographie des Körpers herstellten.
Neu
jedoch ist die Konstruktion des Visible Human aus ehemals
lebender, individueller Materie. Hier wiederholt sich der Frankensteinsche
Sündenfall allerdings mit einer versetzten Problemlage.
Ältere Darstellungsformen waren Abstraktionen, stellten den
Norm-Körper ohne Eigenheiten vor. Hier jedoch steht im Bild
immer auch ein Konkretum zur Ansicht, ein verwandeltes, verschwundenes
Reales. Spitzer: "Our man in the machine allows everyone
to explore a real human body."32 Damit ist das
Paradigma des Hybriden begründet, der aus Maschine und Realkörperlichem
bestehen soll. Auch wenn Spitzer in seiner Aussage Vor- und Abbild
fälschlicherweise zu identifizieren scheint, kommt er
unter zeichentheoretischem Blickwinkel der Wahrheit dennoch
nahe. Denn das Bild offeriert die Möglichkeit einer Bezugnahme
auf eine Referentialität, die dem Zeichen voraus liegt, und einer virtuellen Ablösung davon, die das Ge-Bilde für
eine eigengesetzliche Anschauungsform öffnet: der fiktive
Körper.
Dieses
Schwanken wiederholt sich auf der Ebene des Abgebildeten. Auch
wenn es erklärtes Ziel der Wissenschaftler war, "to
find a cadaver that was normal"33, um damit die
Spezifik, die jeden Körper auszeichnet, zu marginalisieren,
bleibt die Singularität eines Lebens, für die der Eigenname
Jernigan einsteht, imagenär erhalten. Visible Human/visible
Jernigan? Der Tod ist als Bedingung im Bild gegenwärtig und
wird gleichzeitig aufgehoben durch die Irrealisierung der glatten
Bildgebung. Das ist das Unheimliche.
Die
Gattungsundeutlichkeit von Shelleys Monster wie ein Mensch
und doch kein Mensch ist auch dem Visible Human-Monster
eigen: wie eine Abbildung und doch keine Abbildung, wie ein Mensch
und doch nur eine Illusion, wie ein Körper und doch nur eine
Fläche. Das Bild vereinigt eine Reihe von historischen Bildgenres
von der anatomischen Malerei, über die Röntgenfotografie
und Machsche/Galtonsche composite photography bis zur Horrorästhetik
des Gruselfilms. Das gerechnete Bild ist ein ikonographischer
Hybride.
Das
Unheimliche wird aber auch unmittelbar ästhetisch in der
Bildgestalt reflektiert: Der ganze Bildleib hat die Anmutung einer
sich auflösenden Leiche. Man ist bei diesem bunten Patchwork
eines durchsichtigen Körpers mit einem grinsenden gesichtslosen
Gesicht und den lidlosen aufgerissenen Augen im Totenschädel
an die Schilderungen des Frankensteinschen Monsters erinnert.
His
yellow skin scarcely covered the work of muscles and arteries
beneath [...] his teeth of a pearly whiteness; but these luxuriances
only formed a more horrid contrast with his watery eyes, that
seemed almost of the same colour as the dun white sockets in which
they were set. [57]
A
ghastly grin wrinkled his lips as he gazed upon me. [166]
Sehen
und Wissen eine Kluft, die sowohl das Frankensteinsche
wie auch das Visible Human Project bestimmt.
Wo
allerdings die literarische Figur die Folgen der Blindheit schmerzhaft
erfährt, wird jetzt das gerade Gegenteil, das Kalkül
absoluter Sichtbarkeit exekutiert. Das Label, unter dem das Projekt
firmiert Sichtbarer Mensch , macht die Botschaft
rhetorisch explizit. Das anatomische Ideal einer geheimnislosen
Ein-, Durch- und Aufsicht verwandelt den Bildkörper in eine
einzige tiefenlose Fläche. Es gibt nicht den Rest, den Zufall,
den Verlust. Das informationelle Reservoir ist endlich und geschlossen.
Es gibt keinen, analog zur Thermodynamik, zweiten informationsdynamischen
Hauptsatz. Damit ist prinzipiell die unendliche identische Reproduktion
gesichert.
In
diesem Sinne ist die Reproduktion auch der Tod. Wo das Leben
davon erzählt Shelleys Roman sich stets erneuern,
wandeln, Verbindungen herstellen, das Reservoir vor dem Leerlaufen
bewahren muß, dort wird das Bild, auch das bewegte Bild
als anatomisches Tableau statuesk.
Zurück
in die Zukunft?
Fassen wir das Visible Human Project nicht als Spezialfall
einer Verdatungsform auf, sondern interpretieren es in seinem
paradigmatischen Wert für eine Wissensformierung über
den Menschen, dann scheint in der Tat eine Rückwendung zum
anatomischen Automatismus des 18. Jahrhunderts wirksam zu werden.
Der Körper/Mensch ist eine Organisation aus kombinierten
Einzelteilen, die prinzipiell zusammen- und auseinandergefügt
werden können. Der Bildmodus überträgt sich auf
die Realität. Längst gehen die Anstrengungen der plastischen
und Transplantationsmedizin, der Prothetik und der Reproduktionsmedizin
darauf hin, den Körper als Einzelteillager aufzufassen. Wichtiger
und gravierender sind aber die Ähnlichkeiten mit der Gentechnologie.
Das Erbmaterial ist nichts weiter als eine endliche anatomische
Gegebenheit, die Träger von Daten ist. Das Modell Computer wird auf den Menschen übertragen. Stellvertretend für
diese Haltung zitiere ich aus dem Buch Der blinde Uhrmacher des Genetikers Richard Dawkins. Dawkins macht darin die Abkehr
vom thermodynamischen Konzept explizit:
"What
lies at the heart of every living thing ist not a fire, not warm
breath, not a spark of life. It is information, words,
instructions. [...] If you want to understand life, dont
think about vibrant, throbbing gels and oozes, think about information
technology."35
Das
anatomisch-informationelle Menschenbild nimmt den Leib in seiner
lokalen Endlichkeit, in seiner zugänglichen (ich erlaube
mit das Oxymoron:) oberflächlichen Räumlichkeit wahr.
Das Menschenbild ist nicht pathetisch gesagt auf
Interstrukturalität angelegt, der der Modus der Lebendigkeit
wäre, sondern auf Funktionalität. Was nicht als Datum
erkannt wird, existiert einfach nicht.
Anders
als bei Frankensteins Kreatur bleibt dieser zusammengesetzte Leib
in seiner Lichthaftigkeit als Bildschirmexistenz kalt.
Die Blindheit von Shelleys Forscher hatte ja ihren Wahrheitswert,
denn das Nicht-Sichtbare, Nicht-Zählbare entspricht dem Unkalkulierbaren
des Energetischen, dem Zufall, der Abweichung.
Die
Frage stellt sich, ob dieses anatomische Menschenbild systematisch
das Rauschen ausblendet, den Hitzeüberschuß, allgemeiner
gesprochen das, was den Unfall hervorrufen kann. Zurück zum
kalten Licht der Aufklärung, Wiederholung des Frankensteinschen
Sündenfalls? Die Antwort kann an dieser Stelle nicht gegeben
werden. Vielleicht löst das Paradigma des Informationsmotors,
der auf totale Sichtbarkeit, Reversibilität, Reproduzierbarkeit
und abgeschlossenem Speicher beruht, das Prinzip des Verbrennungsmotors
ab: Kombinatorik statt Übertragung, kalkulierte Funktion
statt Bewegung zum Gleichgewicht. Die Neudefinition des Lebens
definiert auch den Tod neu nicht als Entropie, zuende gebrachte
Transformation, sondern als bloße Stillegung von Bewegung.
1
Siehe Joachim Ritter/Karlfried Gründer (Hg.), Historisches
Wörterbuch der Philosophie, Bd. 5, Basel, Stuttgart 1980,
unter "Licht".
2
Georges Canguilhem, "Fortschritt", in: Lettre, 30 (1995),
43.
3 Novalis, Werke, Tagebücher und Briefe, Band 2, München
1978, 416. Dieser Satz wird von Bachelard kommentiert, allerdings
in einem anderen Sinne als bei mir. Siehe Gaston Bachelard, Die
Flamme einer Kerze, München 1988, 62-64.
4 Ebenda, 651. Wie überhaupt Novalis in seinen physikalischen,
medizinischen und psychologischen Fragmenten immer wieder die
Themen Feuer, Flamme, Elektrizität, Galvanisation, Verbrennung,
Wärme verhandelt.
5 Jean Baptiste Joseph Fourier, Analytical Theory of Heat (Théorie
analytique de la chaleur), Chicago, London, Toronto, Geneva, 1952,
169, 177. Die Theorie erscheint 1822, doch geht sie auf Ergebnisse
zurück, die bereits 1807 publiziert wurden.
6 Sadi Carnot, Betrachtungen über die bewegende Kraft des
Feuers, übersetzt und herausgegeben von W. Oswald, Frankfurt/M.
1995, 3-4.
7 Michel Serres,
Hermes IV. Verteilung, Berlin 1993, 31.
8 Mary Shelley, Frankenstein, edited by M.K. Joseph, Oxford, New
York 1987. In der Folge Seitenangaben am Ende der Zitate in [].
9 Zu diesen Begriffen, zur Theorie der Motoren und zu Carnot siehe
ausführlich Serres, Hermes IV, 29-65.
10 "Der Process der Geschichte ist ein Verbrennen."
Novalis, Werke, 506.
11 Carnot, Betrachtungen, 8, 9.
12 Shelleys Monster ist Vegetarier.
13 Siehe Condorcet, Entwurf einer historischen Darstellung der
Fortschritt des menschlichen Geistes (1794), herausgegeben von
Wilhelm Alff, Frankfurt/M. 1963, 395-399. Immanuel Kant, "Der
Streit der philosophischen Fakultät mit der medizinischen",
in: ders., Der Streit der Fakultäten, Hamburg 1975, 95-117.
Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang auch das Enstehen
einer Noso-Politik im 18. Jahr-hundert, die Gesundheit und Langlebigkeit
als Ordnungsaufgabe auffaßt. Siehe dazu Michel Foucault,
"Die Politik der Gesundheit im 18. Jahrhundert", in:
Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften,
3 (1996), 315-318.
14 Siehe Georges Canguilhem, "Die epistemologische Funktion
des >Einzigartigen< in der Wissenschaft vom Leben",
in: ders., Wissenschaftsgeschichte und Epistemologie, Frankfurt/M.
1979, 67.
15 Siehe Georges Canguilhem, "Machine and Organism", in:
Jonathan Crary/Sanford Kwinter (eds.) Incorporations, New York
1992, 58.
16
"Sollte der electrische Funken nur eine gepreßte Flamme
eine comprimirte Flamme seyn?" Novalis, Werke, 453.
17 Serres, Werke, 34.
18 Carnot, Betrachtungen, 8.
19 Siehe dazu Dolf Sternberger, Panorama oder Ansichten vom 19.
Jahrhundert, Frankfurt/M. 1974, 22-45. Maria Osietzki, "Körpermachinen
und Dampfmaschinen", in: Philipp Sarasin/Jakob Tanner (Hg.),
Physiologie und industrielle Gesellschaft, Frankfurt/M. 1998,313-346.
20 Hermann Helmholtz, Populäre wissenschaftliche Vorträge,
zweites Heft, Braunschweig 1871, 125.
21 Carnot, Betrachtungen, 5.
22 Ich weise darauf hin, daß in Fouriers Untersuchung die
Konduktivität im Zentrum steht, während bei Carnot die
Transformation eine wichtige Rolle spielt: Wechsel des Aggregatzustandes,
Ausdehnung, Wärme-Arbeit-Übersetzung.
23 Michel Serres, "Turner übersetzt Carnot", in:
ders., Hermes III. Übersetzung, Berlin 1992, 327-340.
24 Broussais zit. n. Michel Foucault, Die Geburt der Klinik, Frankfurt/M.,
Berlin, Wien 1976, 199.
25 Ebenda, 201.
26 Ebenda, 196.
27 Karl Rosenkranz, Ästhetik des Häßlichen [1853],
Leipzig 1990, 23.
28 Siehe Foucault, Geburt,19ff.
29 Siehe dazu Canguilhem, "Fortschritt". Canguilhem
bringt die Stimmen der Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte
zu Gehör, die den Verfall, das Ende prophezeien. Es ist aber
auch darauf hinzuweisen, daß die Literatur des 19. Jahrhunderts
eine ganze Reihe von Wissenschaftler-Figuren z.B. Charles
Bovari oder Dr. Jekyll hervorgebracht hat, die allesamt
in ihrer Arbeit scheitern oder fehlgehen.
30 Claudia Glenn Dowling, "The Visible Man", in: Life,
February 1997, 41.
31 Ebenda, 44.
32 Life, 44.
33 Ebenda, 41.
34 Ich beziehe mich auf das Centerfold in Life.
35 Richard Dawkins, The Blind Watchmaker, Harlow 1986, 112.
©
Gunnar Schmidt.
* In: Gunnar Schmidt, Anamorphotische Körper, Köln 2001.
|

|